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Zunächst schien der Heimspieltag der Herren 1 in gewohnter Manier zu beginnen. Minute um Minute verstrich, bis alle Eisvögel in der Halle eingeflogen waren, wie immer mit einer fragwürdigen Ausrede im Gepäck. Nicht im Gepäck waren dafür die Socken eines Eisvogels, der sich scheinbar zunehmend mit der Rolle des Eisvogels identifiziert – welcher Eisvogel braucht schon Socken?! Von diesen Umständen nicht weiter aus der Ruhe gebracht, versuchte der Obereisvogel seinen gefiederten Haufen auf Betriebstemperatur zu bringen, indem er ein neues Aufwärmspielchen einführte. Das erforderliche Denken bei diesem Spiel (Tic Tac Toe) überstieg jedoch die geistige Kapazität des Teams, so dass recht schnell zum einfachen Spiel mit dem Ball übergegangen wurde. 3er Rhythmus einspielen – wochenlang geübt – einfach!

So weit so gut. Das Team war heiß, wenngleich bis kurz vor Schluss unklar blieb, ob überhaupt gespielt werden würde, da die Durlacher wohl meinten sie könnten auch zu fünft gegen uns gewinnen. Sie entschlossen sich dann klugerweise doch zu sechst anzutreten, was ihnen trotzdem nichts half. Dazu aber später mehr.

Teambesprechung in der Kabine. Der Trainer versuchte noch letzte taktische Finessen an seine Schützlinge zu vermitteln und ließ dann unvermittelt eine Bombe platzen*. Julchen, das Eisvögelchen, sollte heute fliegen lernen! Ganz erschrocken und irritiert blickte es drein, konnte es nicht ganz fassen, glaubte an einen blöden Scherz seiner Artgenossen (gibt es bei der VSG eigentlich einen Mobbingbeauftragten?)…und doch schien es sich von Sekunde zu Sekunde weiter zu manifestieren. Julchen würde heut fliegen lernen und auf außen attackieren! Und als klar war, dass es sich um keinen Scherz handelte, brachen die Emotionen aus ihm heraus und was dann folgte war ein Tag von dem es wohl noch seinen Enkeln erzählen wird.

Vor großer Zuschauerkulisse verwandelte es sich mit stolz geschwellter Brust, vom kleinen schwarzen Eisvögelchen, in einen großen strahlenden blauen EISVOGEL **. Beim Einschlagen ließ er es dann erstmal ruhig angehen. Man durfte dem Gegner ja nicht gleich die Laune verderben, nachdem sie es nun gerade so geschafft hatten überhaupt sechs Mann aufs Spielfeld zu bringen. Mit einiger Nervosität vorm ersten Alleinflug ging er in die Partie. Viel war davon allerdings von außen nicht zu bemerken, führte er die Eisvögel doch mit 25:22 zu einem sehr deutlichen Satzgewinn! Nun gut … wie viel daran letztlich sein Anteil war, wird man wohl im Nachhinein statistisch nicht mehr herausmitteln können. Aber genaue Zahlen interessieren seine Enkelkinder bestimmt ohnehin nicht :-). Er schien sich zumindest das Vertrauen seines Trainers erarbeitet zu haben, so dass er auch im zweiten Satz auflaufen durfte. Da unser neuer Überflieger in den entscheidenden Momenten von seiner Position aus zum Zuschauen verurteilt wurde, war der zweite Satzgewinn diesmal nie wirklich gefährdet und wurde ähnlich deutlich mit 25:14 heimgefahren. Wenn er dann doch mal in die Höhen geschickt wurde, brachte ihn der gegnerische Block recht zielsicher wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nur hin und wieder gelang es ihm, seine mangelnde Flugerfahrung durch Raffinesse zu kompensieren. Doch genau diese Raffinesse sicherte ihm für den nächsten Satz erneut eine Position in der Startsechs. Scheinbar hatte er in diesem Punkt seinen flugerfahreneren Artgenossen einiges voraus, die auf der komplementären Außenposition wild durchgewechselt wurden. Satz 3 verlief dann ähnlich wie die ersten beiden Sätze. Nur gegen Ende wurden die Zuschauer und Mitspieler plötzlich noch einmal geweckt. Da krachte auf einmal doch tatsächlich ein Ball von der Position 2 auf die gegnerische 3m-Linie und jeder schaute verwirrt. Hatten wir was verpasst? Wurde unbemerkt Georg Grozer eingewechselt? Nein, es war tatsächlich unser Eisvögelchen Julchen, das sich in bis dahin ungeahnte Höhen hochschraubte und mit aller Wucht das Runde ins Eckige knallte. Wenn’s am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören und so war dies dann auch seine letzte Aktion in luftigen Höhen. Satz 3 ging mit 25:16 erneut recht deutlich an die VSG und somit stand ein weiterer Sieg auf der Habenseite zu verbuchen.

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Unser neuer EISVOGEL war auf einmal recht müde von seinen Ausflügen und er merkte wie anstrengend die Fliegerei sein konnte. Deswegen führte er eine Rücktransformation durch und verwandelte sich wieder in das kleine schwarze Eisvögelchen. Als solches fühlt er sich ja ohnehin viel wohler und seine Raffinesse sagt ihm…sollen doch die anderen die anstrengende Arbeit machen 🙂

So ging es dann in gewohnter Aufstellung ins zweite Spiel gegen den Tabellenkonkurrenten aus Sinsheim. Es entwickelte sich ein packendes Spiel, das man wohl im Saisonrückblick als eines der besseren in Erinnerung behalten wird. Jeder war bis in die Haarspitzen motiviert und kämpfte um jeden Ball. Dunkle Blocks, kluge Zuspiele und wuchtige Angriffe ließen dem Gegner wenige Chancen.

Eine Sache ist aber doch noch erwähnenswert. Zwar hatte unser vergesslicher Eisvogel seine Socken vergessen, dafür brachte er aber einen Pokal mit, der am Ende des Tages an den MVE überreicht werden sollte. Beim Spielstand von 24:16 im dritten und letzten Satz sah unser bodenständig gewordenes Eisvögelchen seine Chance nach dem Pokal zu greifen. Der Gegner schlug auf ihn auf und kurz vor der Annahme sah es, wie sich ein winzig kleines Loch auf der gegnerischen Spielhälfte direkt neben dem zweiten Schiedsrichter auftat. Mit einem halben Hechtbagger, spielte es gekonnt den Ball in genau dieses 20 cm² große Loch und machte somit den Sieg perfekt. Damit hatte nun wirklich niemand gerechnet. Und niemand ist in diesem Fall wohl wörtlich zu nehmen. Aber egal…auch das wird den Enkeln dann entsprechend erzählt :-D. Und dann gab‘s kein Halten mehr. Alle stürmten auf’s Feld und die Halle tobte. Die Wahl zum MVE wurde dann allerdings sehr sachlich und nüchtern, unter Einbeziehung aller Statistiken und nach Abstimmung aller Teammitglieder vergeben. Und wie das Märchen für ihn begann, so muss das Märchen für ihn natürlich auch enden. Den Pokal bekam unser neues altes Eisvögelchen Julchen!

Bleibt feszuhalten: Berichte schreiben macht Spaß…zumindest wenn man sie nicht objektiv schreiben muss :-). Danke nochmal an alle Artgenossen für diesen unvergesslichen Tag. Ich hatte den Pokal heute Nacht neben dem Bett stehen, um mich morgens gleich zu vergewissern, dass es kein Traum gewesen ist. Solche Träume hab ich nämlich häufiger 😀 .

War eine geile Saison, im geilsten Verein. Glückwunsch an alle anderen Mannschaften. Ihr habt beachtliches geleistet. Weiter so und nie aufhören zu träumen. Träume können wahr werden!

Euer MVE

* schlimm, dass man inzwischen grübeln muss ob man so was überhaupt noch öffentlich schreiben darf – greetings to the NSA

** ok, zugegeben leider immer noch klein 🙂